Insgesamt wurden von 3489 identifizierten Studien 33 in die Übersichtsarbeit eingeschlossen. In 19 Studien wurde die Intervention (INT) vor SE-Induktion durchgeführt (INTvSE) [
1,
4,
10,
14,
19,
21,
23,
24,
26,
28‐
31,
33,
37,
39,
40,
42,
45] und in 14 Studien nach SE-Induktion (INTnSE) [
2,
5,
6,
8,
9,
20,
27,
32,
34,
35,
38,
43,
46]. Eine Studie verwendete WAG/Rij-Ratten mit spontaner Absence-Epilepsie, sodass diese der Gruppe INTnSE zugeordnet wurde [
12].
Status-epilepticus-Induktion und Untersuchungstiere
In 2 Studien der Gruppe INTvSE wurden die Auswirkungen von Amygdalastimulationen auf das Kindling untersucht [
4,
10]. Verschiedene chemische Konvulsiva wie Homozystein Thiolacton (
n = 2) [
23,
24], Kainsäure (
n = 4) [
29‐
31,
40], Pentylenetetrazol (PTZ) (
n = 4) [
1,
14,
33,
39], Pilocarpin (
n = 4) [
19,
21,
37,
45] und Penicillin (
n = 3) [
26,
28,
42] kamen in den anderen Studien zur SE-Induktion zur Anwendung.
In der Studiengruppe INTnSE wurden Pentylenetetrazol (
n = 2) [
32,
35], Ascorbinsäure und/oder Penicillin (
n = 2) [
27,
43] und Pilocarpin (
n = 9) [
2,
5,
6,
8,
9,
20,
34,
38,
46] eingesetzt sowie das Absence-Epilepsie-Modell der WAG/Rij-Ratten [
12].
In 28 Studien wurden männliche und in 2 Studien [
45,
46] weibliche Ratten untersucht. Drei Studien nutzten männliche Mäuse [
29‐
31].
Interventionsprogramme und Belastungsmodalitäten
In der Gruppe INTvSE wurden Schwimmtraining (n = 6), kombiniertes Schwimm- und Ausdauertraining (n = 1), erzwungenes Ausdauertraining auf dem Laufband/-rad (n = 11) und freiwilliges Ausdauertraining (freier Zugang zum Laufband/-rad) (n = 1) durchgeführt. Eine Studie verglich freiwilliges und erzwungenes Ausdauertraining.
In der Gruppe INTnSE wurden Schwimmtraining (n = 4), erzwungenes Ausdauertraining (n = 8), freiwilliges Ausdauertraining (n = 3) und Krafttraining (Klettern an einer Leiter) (n = 2) durchgeführt. Zwei Studien verglichen freiwilliges und erzwungenes Ausdauertraining und eine weitere Schwimmtraining und freiwilliges Ausdauertraining.
Die Trainingsprogramme sind detailliert im Online-Zusatzmaterial in den Tabellen S1 und S2 dargestellt.
In der INTvSE-Gruppe variierten Häufigkeit und Dauer der Schwimmeinheiten zwischen 15 und 90 Einheiten und 15–60 min pro Einheit, die Ausdauereinheiten zwischen 1 und 65 Einheiten und 15–60 min pro Einheit mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. In den freiwilligen Ausdauertrainingsinterventionen hatten die Tiere 27 und 30 Tage Zugang zum Laufband (Tab. S1).
In der INTnSE-Gruppe wurde das Schwimmtraining zwischen 20 und 90 Einheiten bei unterschiedlichen Dauern durchgeführt (15–60 min). Über 10 bis 59 Einheiten mit einer Dauer von 30–60 min pro Einheit wurden die Tiere in den Ausdauerinterventionen bei unterschiedlicher Geschwindigkeit trainiert. Das freiwillige Ausdauertraining wurde über 10, 30 oder 45 Tage durchgeführt und die Krafttrainingseinheiten jeweils über 20 Einheiten (Tab. S2).
Ergebnisse zu den klinischen Endpunkten
In den eingeschlossenen Studien wurden unterschiedliche Endpunkte erhoben (Tab. S1, S2). Einige wurde zu einem festgelegten Zeitpunkt und andere mehrmals innerhalb einer Zeitspanne erhoben. Die im Online-Zusatzmaterial in Tab. S1 und S2 dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf die jeweiligen primär berichteten Hauptergebnisse der eingeschlossenen Studien und auf einen Gruppenvergleich zwischen der Epilepsietrainingsgruppe und der Epilepsiekontrollgruppe.
Innerhalb der Gruppe INTvSE wurden unter anderem die Endpunkte „Anzahl Stimulationen“ [
4,
10], „Anzahl an Injektionen“ [
40], „Latenz SE“ [
21,
45], „Latenz erste Symptome“ [
21,
37], „Latenz erster Anfall“ [
1,
14,
19,
23,
24,
28,
39], „Latenz Konvulsionen“ [
33], „Dauer Konvulsionen“ [
33], „Intensität Symptome“ (basierend auf festgelegter Skala) [
1,
14,
21,
37], „Frequenz Symptome“ [
37], „Zeit Anfallsmanifestation“ [
37], „Anfallsfrequenz“ [
1], „Anzahl Anfallsepisoden“ [
23], Mortalität [
30,
33], „epileptiforme Aktivität“ im EEG [
1,
26,
28,
39], „Anfallsaktivität“ [
29‐
31] untersucht (Tab. S1).
Innerhalb der Studiengruppe INTnSE wurden die Endpunkte „Anfallsfrequenz“ [
2,
5,
6,
8,
9,
20,
34,
38,
46], „Latenz“ [
32,
35], „Dauer Anfälle“ [
32], „Intensität Symptome“ [
32] und „epileptiforme Aktivität“ im EEG [
12,
27,
43] erhoben (Tab. S2).
In der Gruppe INTvSE wurden durch 10 Interventionen in 10 Studien positive Effekte unter anderem auf die Anfallsaktivität, epileptiforme Aktivität und Anfallslatenzen zugunsten der Epilepsietrainingsgruppe beobachtet (Schwimmintervention
n = 4, erzwungene Ausdauerintervention
n = 5, freiwillige Ausdauerintervention
n = 1) [
1,
4,
14,
19,
26,
29‐
31,
33,
40]. Fünf Interventionen in 5 Studien zeigten heterogene Ergebnisse (Schwimmintervention
n = 3, erzwungene Ausdauerintervention
n = 2) [
9,
21,
37,
39,
42]: Während einige positiv beeinflusst wurden, konnte bei anderen kein Gruppenunterschied gefunden werden (Tab. S1). Bei 3 Ausdauerinterventionen in 3 Studien konnte kein Effekt auf alle eingeschlossenen Endpunkte, z. B. Latenzen, Inzidenzen, Intensitäten oder epileptiforme Aktivität, beobachtet werden [
24,
28,
45]. In einer Studie, die ein freiwilliges Ausdauertraining durchführte, war die Intensität der motorischen Symptome in der Trainingsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe stärker. Allerdings wurde in der Epilepsietrainingsgruppe auch eine verkürzte Latenz bis zum Auftreten des ersten Anfalls gefunden [
45].
In der Gruppe INTnSE wurden durch 11 Interventionen in 11 Studien positive Auswirkungen auf die untersuchten Endpunkte beobachtet (Schwimmintervention
n = 3, erzwungene Ausdauerintervention
n = 4, freiwillige Ausdauerintervention
n = 2, Kraftintervention
n = 2) [
2,
5,
6,
8,
12,
20,
32,
34,
43,
46]. Dabei wurden Parameter wie epileptiforme Aktivität, Latenzen und Dauern sowie Anfallsfrequenzen positiv beeinflusst. Vier Interventionen aus 3 Studien zeigten heterogene Ergebnisse (Schwimmintervention
n = 1, erzwungene Ausdauerintervention
n = 2, freiwillige Ausdauerintervention
n = 1) [
9,
27,
35]. So war z. B. die Anfallsdauer reduziert, die Latenz bis zum ersten Anfall allerdings nicht [
35], oder Spikes im EEG wurden positiv hinsichtlich der Anzahl und Frequenz, nicht aber der Amplitude und Latenz beeinflusst [
27]. Durch 2 weitere Interventionen konnte kein Gruppenunterschied bezüglich des einzig beobachteten Endpunktes Anfallsfrequenz beobachtet werden (erzwungene Ausdauerintervention
n = 2) [
38,
46].