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Erschienen in: Die Unfallchirurgie 6/2023

04.04.2023 | Direkte orale Antikoagulanzien | Originalien

Die operative Versorgung distaler Radiusfrakturen unter Marcumar oder DOAC

Ist ein präoperatives Absetzen der Medikation erforderlich?

verfasst von: Dr. med. Christoph Eckstein, Dr. med. Horst Schneider, Dr. med. Christian Wulbrand, Prof. Dr. med. Franz Müller

Erschienen in: Die Unfallchirurgie | Ausgabe 6/2023

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die wissenschaftliche Datenlage zu operativen notfallmäßigen Eingriffen unter laufender Therapie mit einem Vitamin-K-Antagonisten oder einem der direkten oralen Antikoagulanzien (DOACs) ist bisher gering, weil grundsätzlich ein rechtzeitiges Absetzen oder Bridging von bis zu mehreren Tagen durchgeführt wird. Um aufwendige zeitliche Verzögerungen in der Behandlung zu vermeiden, wurden distale Radiusfrakturen unter dieser laufenden Therapie frühzeitig operativ versorgt.

Material und Methode

Einschlusskriterien für diese retrospektive und monozentrische Studie waren Patienten mit distaler Radiusfraktur, welche innerhalb von 12 h nach der Diagnosestellung eine operative Versorgung mittels volarer Plattenosteosynthese erhielten – unter laufender Antikoagulanzientherapie mit Marcumar oder DOACs. Primäres Ziel war die Erhebung der spezifischen Komplikationsrate wie Revisionen aufgrund von Blutung oder Hämatombildung, sekundäres Ziel die Erhebung allgemeiner Komplikationen wie thrombembolischer Ereignisse oder Infektionen. Endpunkt der Studie war hierzu die ambulante Befunderhebung 6 Wochen postoperativ.

Ergebnisse

Zwischen 2011 und 2020 wurden konsekutiv 907 Patienten mit distaler Radiusfraktur operativ versorgt, hiervon konnten 55 Patienten eingeschlossen werden, welche die genannten Einschlusskriteren erfüllten. Das mittlere Alter betrug 81,5 Jahre (63 bis 94 Jahre), überwiegend wurden Frauen operiert (n = 49). Alle Operationen wurden ohne Blutsperre durchgeführt. Mit Endpunkt 6 Wochen postoperativ wurde keine operative Revision aufgrund eines Hämatoms, einer akuten Nachblutung oder Infektion durchgeführt, bei durchwegs primärer Wundheilung. Eine Revision erfolgte in Form einer Reosteosynthese bei Frakturdislokation. Thrombembolische Ereignisse wurden ebenfalls nicht dokumentiert.

Schlussfolgerung

Die operative Versorgung der distalen Radiusfraktur innerhalb von 12 h zeigte in dieser Studie keine systemimmanenten Komplikationen unter laufender Antikoagulanzientherapie mit Marcumar oder DOACs. Höhere Fallzahlen müssen diese Ergebnisse allerdings noch bestätigen.

Graphic abstract

Literatur
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Metadaten
Titel
Die operative Versorgung distaler Radiusfrakturen unter Marcumar oder DOAC
Ist ein präoperatives Absetzen der Medikation erforderlich?
verfasst von
Dr. med. Christoph Eckstein
Dr. med. Horst Schneider
Dr. med. Christian Wulbrand
Prof. Dr. med. Franz Müller
Publikationsdatum
04.04.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Die Unfallchirurgie / Ausgabe 6/2023
Print ISSN: 2731-7021
Elektronische ISSN: 2731-703X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00113-023-01311-2

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