Zusammenfassung
Der Begriff „Sexsucht“ hat sich für ein dysreguliertes exzessives Sexualverhalten, das sich auf nichtabweichende sexuelle Reize bezieht, inzwischen weithin etabliert. Hinsichtlich der Kriterien für eine Verhaltenssucht trifft er nach gegenwärtigem Kenntnisstand aber nur auf eine Subgruppe der Betroffenen zu, die neben den Suchtcharakteristika einen besonderen Schweregrad der Symptomatik, einen hohen Leidensdruck und einen ungünstigen Verlauf aufweisen. Als wichtigste diagnostische Kriterien gelten ein hoher Zeitbedarf für die Beschäftigung mit sexuellen Impulsen und Verhaltensweisen, der Einsatz exzessiven Sexualverhaltens als Reaktion auf negative Gefühle und belastende Lebensereignisse sowie erfolglose Versuche, das trotz negativer Konsequenzen fortgeführte Verhalten zu kontrollieren. Es wird ein kompakter Überblick über Symptomatik, Ätiologie, Diagnostik und Therapie exzessiven Sexualverhaltens gegeben. Begrifflichkeit und klassifikatorische Zuordnung werden kritisch diskutiert und zukünftige Forschungsschwerpunkte abgesteckt.