Erschienen in:
03.08.2022 | Glomerulonephritiden | Leitthema
Warum ist die Nierenbiopsie bei Nierenerkrankungen das zentrale diagnostische Instrument?
Fallbeispiele aus der Praxis
verfasst von:
Prof. Dr. med. Martin Busch, Gunter Wolf
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Die Nierenbiopsie ist das zentrale diagnostische Instrument der Nephrologie und stellt gemäß Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) weiterhin den Goldstandard für die Evaluation glomerulärer Erkrankungen dar. Die Komplikationsrate ist heutzutage gering. Die Indikation zur Nierenbiopsie ist jedoch immer individuell zu stellen und bedarf der Überprüfung von absoluten und relativen Kontraindikationen. Insofern kann laut den KDIGO-Leitlinien von 2021 unter bestimmten Umständen und bei bestimmten Erkrankungen auf eine Nierenbiopsie verzichtet und dennoch eine Therapie eingeleitet werden. Diesbezüglich werden hereditäre und durch spezifische Antikörperbefunde einzuordnende Erkrankungen, wie Phospholipase-A2-Rezeptor(PLA2R)-positive membranöse Glomerulonephritis, ANCA(antineutrophile zytoplasmatische Antikörper)-assoziierte Vaskulitiden und systemischer Lupus erythematodes, genannt. Für die richtige Einordnung von Befunden einer Nierenbiopsie ist es aber wichtig, eine Vorstellung von den konkreten Erwartungen an die Biopsie zu haben. Insbesondere ist es hilfreich, wenn eine oder mehrere mögliche Verdachtsdiagnosen aus klinischer Sicht formuliert werden können, was gerade für den Dialog mit den Nephropathologen von Nutzen ist. Um Biopsieindikationen korrekt stellen und die richtigen Schlüsse aus einem Biopsiebefund ziehen zu können, sowohl ergänzend diagnostisch als auch therapeutisch, sollten Nephrologen neben den speziellen nephrologischen Kenntnissen über ein breites differenzialdiagnostisches Wissen sowie über solide Kompetenzen im gesamten Fach der Inneren Medizin verfügen. Die vorliegenden Biopsiefälle sollen Nephrologen dazu motivieren, die Nierenbiopsie weiterhin als unverzichtbares Instrument nephrologischer Diagnostik zu nutzen und diese im interdisziplinären Kontext sinnvoll einzusetzen. Die Zusammenarbeit und der ständige Dialog mit anderen Fachdisziplinen, speziell der Inneren Medizin, wie auch mit den befundenden Nephropathologen ist dazu eine unabdingbare Voraussetzung.