08.05.2024 | Metastasen | Epidemiologie
Häufigkeit fortgeschrittener Mammakarzinome mit Fernmetastasen bei Frauen und deren Prognose – Ergebnisse aus dem saarländischen Krebsregister
verfasst von:
Katharina Rausch, Natalie Rath, PD Dr. Bernd Holleczek
Erschienen in:
Die Onkologie
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei fortgeschrittenen Mammakarzinomen mit Befall entfernter Organe muss zwischen einer synchronen und metachronen Metastasierung unterschieden werden. Das Auftreten von Fernmetastasen reduziert die Prognose der Patientinnen gravierend.
Ziel der Arbeit
Diese Arbeit untersucht anhand von Krebsregisterdaten, wie häufig synchrone und metachrone Fernmetastasen bei Brustkrebspatientinnen in der Bevölkerung auftreten und wie die Prognose der betroffenen Patientinnen ist.
Material und Methoden
Für diese Arbeit wurden Daten verwendet, die vom saarländischen Krebsregister erhoben wurden. In die Analysen wurden Frauen mit invasivem Mammakarzinom eingeschlossen, bei denen entweder zum Zeitpunkt der Diagnose im Zeitraum 2017 bis 2021 bereits (synchrone) Fernmetastasen festgestellt wurden oder bei denen im Verlauf einer früher diagnostizierten Brustkrebserkrankung im selbigen Zeitraum erstmals (metachrone) Fernmetastasen auftraten. Zahl und Verteilung der Patientinnen werden im Hinblick auf Art und Zahl aufgetretener Fernmetastasen sowie weitere Tumormerkmale für die beiden Gruppen tabellarisch dargestellt. Das Überleben der Patientinnen wurde mittels Kaplan-Meier-Schätzern berechnet.
Ergebnisse
Im Zeitraum zwischen 2017 und 2021 sind bei 470 Frauen im Saarland Mammakarzinome aufgetreten, bei denen bereits zum Diagnosezeitpunkt Fernmetastasen festgestellt wurden (19 pro 100.000 Personenjahre). Bei 525 Patientinnen, die zwischen 1990 und 2021 an Brustkrebs erkrankt waren, wurden erstmals metachrone Metastasen festgestellt (21 pro 100.000 Personenjahre). Etwa 50 % der Frauen hatten Fernmetastasen in jeweils einem Organsystem, während bei synchroner bzw. metachroner Metastasierung in 20 und 26 % der Fälle drei oder mehr Organlokalisationen betroffen waren. Das beobachtete 5‑Jahres-Überleben von Patientinnen mit synchronen und metachronen Fernmetastasen betrug 26 und 23 %.
Fazit und Ausblick
Im Betrachtungszeitraum von 2017 bis 2021 lagen bei etwa 40 von 100.000 Frauen pro Jahr zusammengefasst synchron und metachron metastasierte Mammakarzinome vor. Die drei häufigsten Metastasenlokalisationen waren Knochen, Leber und Lunge. Kriterien, welche Einfluss auf die Prognose der Patientinnen hatten, waren das Alter, der Zeitpunkt der Feststellung von Fernmetastasen, die Anzahl und Art der bei Erstdiagnose nachgewiesenen Fernmetastasen sowie bei Tumoren mit synchronen Fernmetastasen weitere Tumoreigenschaften, wie Hormonrezeptorstatus und Her2/neu-Status. Flächendeckende klinische Krebsregister können aktuelle, detaillierte und unselektierte Daten zu Tumorerkrankungen in der Bevölkerung bereitstellen. In den kommenden Jahren wird die Menge nutzbarer Daten für detaillierte und spezifische Analysen zur Häufigkeit und Versorgung von Krebserkrankungen und zur Prognose der Patientinnen und Patienten deutlich zunehmen.