Erschienen in:
15.02.2021 | Herztransplantation | Leitthema
Xenotransplantation solider Organe
verfasst von:
Prof. Dr. E. Wolf, B. Reichart
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Zahl der gespendeten menschlichen Organe und Gewebe für Patienten mit terminalem Organversagen bleibt weit hinter dem Bedarf zurück. Alternative Quellen, wie Organe und Gewebe von Tieren, werden daher dringend benötigt.
Fragestellung
Aus einer Reihe von Gründen, darunter Größe sowie anatomische und physiologische Ähnlichkeiten mit dem Menschen, ist das Schwein der bevorzugte Spenderorganismus. Wichtig ist, dass Schweine durch genetische Modifikation als Quelle von Zellen, Geweben und Organen für die Xenotransplantation optimiert werden können.
Material und Methoden
Jüngste Weiterentwicklungen im Gen(om)e Editing beschleunigen den Fortschritt auf diesem Gebiet. Zahlreiche gentechnisch (multi‑)modifizierte Schweinelinien wurden generiert, um die Immunabstoßung von Xenotransplantaten zu verhindern, physiologische Inkompatibilitäten zu überwinden und das Risiko der Übertragung von Infektionserregern zu reduzieren.
Ergebnisse und Diskussion
Nach heterotop abdominaler Xenotransplantation in Paviane überlebten genetisch mehrfach modifizierte Schweineherzen (α1,3-Galaktosyltransferase-defizient, transgen für humanes CD46 und humanes Thrombomodulin) bis zu 945 Tage. In folgenden, jedoch diesmal orthotopen Xenotransplantationsversuchen (d. h. Herzersatz mit gleichem genetischen Hintergrund) waren konsistent Überlebenszeiten bis zu 195 Tagen möglich. Die längste Überlebenszeit von Schweinenierenxenotransplantaten in nichtmenschlichen Primaten betrug bisher 499 Tage, wobei die Ergebnisse offenbar nicht so konsistent sind wie bei der xenogenen Herztransplantation. Basierend auf den jüngsten Fortschritten in der präklinischen Xenotransplantationsforschung, werden in den kommenden Jahren klinische Xenotransplantationsstudien für verschiedene Organe initiiert werden.