Blutdrucksenkung verringert bei älteren Menschen mit Hypertonie das Demenz-Risiko, zeigt eine Metaanalyse von randomisierten Studien. Die Autoren preisen das Ergebnis als „höchsten Grad an verfügbarer Evidenz“ für den antidemenziellen Effekt einer antihypertensiven Therapie.
Eine starke Assoziation von Bluthochdruck mit der Entwicklung von kognitiven Defiziten und Demenz ist in epidemiologischen Studien wiederholt gezeigt worden. Auch lassen sich plausible Pathomechanismen als Grundlage für eine strukturelle und funktionelle Hirnschädigung durch erhöhten Blutdruck benennen.
Das legt die Vermutung nahe, dass eine konsequente Blutdrucksenkung nicht nur Schlaganfälle und Herzinfarkte reduziert, sondern auch der Demenzentwicklung vorbeugen könnte. Ergebnisse einer neuen Metaanalyse, die nach Ansicht ihrer Autoren von hoher methodischer Qualität ist, sprechen dafür, dass das Ziel einer Demenzprävention durch antihypertensive Therapie tatsächlich erreichbar ist.
Metaanalyse auf Basis individueller Patientendaten
Die Metaanalyse zeichnet sich dadurch aus, dass dafür ausschließlich individuelle Patientendaten (Rohdaten) aus randomisierten kontrollierten Studien, in denen außer kardiovaskulären Ereignissen auch die Inzidenz von Demenz prospektiv als Endpunkt berücksichtigt wurde, herangezogen worden sind.
Randomisierte placebokontrollierte Studien sind zweifellos das beste wissenschaftliche Instrument, um die mögliche Wirkung einer antihypertensiven Therapie auf das Demenzrisiko überzeugend nachzuweisen. Solche Studien waren allerdings bisher primär dafür konzipiert, eine Reduktion von kardiovaskulären Endpunkten wie Schlaganfälle durch Blutdrucksenkung nachzuweisen. Kardiovaskuläre Ereignisse manifestieren sich aber in kürzerer Zeit in größerer Zahl als die Demenz. Mit dem erbrachten Nachweis einer Reduktion des kardiovaskulären Risikos ist es ethisch nicht mehr vertretbar, einen Teil der Patienten in der Placebogruppe von Studien zur Wirkung der Blutdrucksenkung auf das Demenzrisiko ohne antihypertensive Medikation zu belassen.
In nur wenigen großen randomisierten Studien zum Nutzen einer antihypertensiven Therapie zählten auch kognitive Veränderungen und Demenz zu den Endpunkten. Unter Leitung von Dr. Ruth Peters von Neuroscience Research Australia in Sydney haben die Autorengruppen von fünf entsprechenden Studien (HYVET, SYST-EUR, PROGRESS, ADVANCE, SHEP) ihre Daten im Rahmen der DIRECT-Kollaboration (Dementia Risk Reduction) in eine Metaanalyse einfließen lassen. Insgesamt wurden dabei individuelle Daten von 28.008 Patientinnen und Patienten (mittleres Alter 69 Jahre, 46,8% Frauen) aus 20 Ländern gepoolt.
Demenzrisiko bei Blutdrucksenkung relativ um 13% niedriger
In einem medianen Zeitraum von 4,3 Jahren wurden bei den Studienteilnehmern 861 Fälle von neu diagnostizierter Demenz registriert. Bei Inzidenzraten von 2,9% versus 3,3% war das Demenzrisiko in der Gruppe der antihypertensiv behandelten Patienten relativ um 13% niedriger als in der Placebogruppe (Odds Ratio: 0,87, 95%-KI: 0,75 – 0,99), so das Ergebnis einer für diverse Einflussfaktoren wie Alter und Geschlecht adjustierten Analyse. Diese Risikoreduktion resultierte auf Basis eines im Mittel um 10/4 mmHg niedrigeren Blutdrucks in der Gruppe der aktiv behandelten Patienten.
Bei 17.581 Studienteilnehmern waren zu Beginn sowie nach zwei Jahren Messungen der kognitiven Funktion (Mini-Mental State Examination, MMSE) vorgenommen worden. Bei der Analyse der MMSE-Daten zeigte sich kein Effekt der blutdrucksenkenden Therapie auf die Inzidenz von kognitiven Einschränkungen.
Keine Anhaltspunkte für U-förmige Beziehung
Eine stärkere Senkung des Blutdrucks ging der aktuellen Metaanalyse zufolge auch mit einer stärkeren Abnahme des Demenzrisikos einher. Anhaltspunkte für eine in anderen Analysen festgestellte U-förmige Beziehung, wonach hohe, aber auch niedrige Blutdruckwerte mit einer Zunahme von Demenz assoziiert waren, fanden sich nicht.
Als Limitierung wertet die Autorengruppe um Peters unter anderem die Tatsache, dass ihre Analyse mangels Daten keine Informationen zum Effekt einer Blutdrucksenkung auf verschiedene Demenz-Subtypen liefern kann.