Erschienen in:
28.02.2023 | SCHWERPUNKT: GESCHLECHTSIDENTITÄT IM UMBRUCH
Jenseits des Binären
Was sich von Trans*- und Inter*Personen über das Geschlecht lernen lässt
verfasst von:
Professorin Ilka Quindeau
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
In dieser Arbeit nimmt die Autorin die Transgender-Kontroverse zum Anlass, die psychoanalytischen Vorstellungen zu Geschlecht und Geschlechtsidentität genauer zu beleuchten und infrage zu stellen. Diese Vorstellungen fungieren als implizite Theorien der Analytiker:in und generieren mehr oder weniger bewusste und elaborierte Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit, die in den analytischen Prozess eingehen und diesen bestimmen. An Freuds Modell einer „konstitutionellen Bisexualität“ lässt sich zeigen, dass auch das Körpergeschlecht („sex“) eine Konstruktion darstellt, wie sie inzwischen in Bezug auf „gender“ weithin akzeptiert wird. Danach ist das biologische Geschlecht selbst aus verschiedenen Faktoren, die jeweils als „männlich“ oder „weiblich“ angesehen werden, zusammengesetzt. In ihrer Vielfalt sind sie jedoch nicht ausschließlich „männlich“ oder „weiblich“, sondern weisen unterschiedlichste Mischungsverhältnisse auf. Das Körpergeschlecht ist daher sowohl „männlich“ als auch „weiblich“. Eine binäre Abgrenzung erscheint demgegenüber als problematische Reduktion; auch eine identitäre Festlegung folgt eher gesellschaftlichen Erwartungen als psychologischen Erfordernissen.