Erschienen in:
08.03.2024 | Originalien
Komplexe Prozesse besser verstehen – eine alltagsbezogene Fallstudie zur Erhöhung der Patientensicherheit und Effektivität in einem Zentral-OP
verfasst von:
Dr. med. Tillmann Speer, Thomas Mühlbradt, Helga Unger, Christian Fastner, Stefan Schröder
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die präoperative Vorbereitung ist ein komplexer Prozess, der aus zahlreichen, oft schwer überschaubaren Teilschritten besteht. Dabei sind sowohl Patientensicherheit als auch Effizienz von großer Bedeutung. Bisher stand das retrospektive Lernen aus Fehlern und Zwischenfällen im Vordergrund. Neuere Ansätze verfolgen einen systemischen Ansatz. Sie fokussieren auf die Ursachen der überwiegend positiven klinischen Prozesse. Mit der Methode der funktionalen Resonanzanalyse (FRAM) wird die tatsächliche Arbeit im Vergleich zur geplanten Arbeit modelliert. Durch ein besseres Prozessverständnis sollen Maßnahmen abgeleitet werden, die die Fähigkeit des Systems stärken, seine Ziele auch bei Veränderungen und Störungen zu erreichen.
Fragestellung
Ist die FRAM geeignet, das Prozessverständnis in der präoperativen Vorbereitung zu verbessern?
Material und Methoden
Das interdisziplinäre Projektteam identifizierte relevante Funktionen der präoperativen Vorbereitung durch Dokumentenanalysen und Begehungen. Darauf aufbauend wurden mehr als 30 leitfadengestützte Interviews mit Funktionsträgern durchgeführt. Die Ergebnisse wurden grafisch und spezifische Informationen zusätzlich textlich aufbereitet.
Ergebnisse
Die FRAM stellt den betrachteten Prozess als komplexes Beziehungsgeflecht dar. Bei der Erstellung wurde ein unterschiedlicher Grad an Zentralität und Variabilität bestimmter Funktionen deutlich, der sich über die Vernetzung auf die Patientensicherheit und Effizienz auswirkt. Aufbauend auf dem verbesserten Prozessverständnis wurden gezielte Maßnahmen ergriffen.
Schlussfolgerungen
Die Durchführung einer FRAM erweitert das Verständnis der Funktionsweise komplexer soziotechnischer Systeme erheblich. Sie stellt damit ein wertvolles neues Instrument zur Identifikation von spezifischen Ansatzpunkten zur Erhöhung der Resilienz dar.