Faricimab – der erste bispezifische Antikörper bei nAMD und DMÖ

Faricimab von Roche ist der erste bispezifische Antikörper zur Therapie der neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration (nAMD) oder einer Visusbeeinträchtigung bei diabetischem Makulaödem (DMÖ). In den Zulassungsstudien erreichten fast 80 Prozent der Patientinnen und Patienten Therapieintervalle von drei oder vier Monaten. >>Mehr zum Galenus-von-Pergamon-Preis Faricimab ist ein bispezifischer Antikörper, der sowohl den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-A (VEGF-A) als auch Angiopoietin-2 (Ang-2) bindet und so u. a. Neovaskularisation und Entzündungen reduziert. Roche × Die nAMD und das DMÖ zählen weltweit zu den häufigsten Ursachen für Sehbeeinträchtigungen und Erblindungen. Eine zentrale Rolle im Rahmen der Pathogenese spielt der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor-A (VEGF-A), der als therapeutischer Angriffspunkt fest etabliert ist. Die bei nAMD und DMÖ zugelassenen VEGF-Inhibitoren müssen aber bei vielen Betroffenen häufig – z. B. sechs bis zwölf Mal im Jahr – während eines operativen Eingriffs in den Glaskörper (intravitreal) injiziert werden. Mit Angiopoietin-2 (Ang-2) ist noch ein weiterer wichtiger Botenstoff in die Pathogenese involviert. Beide Mediatoren stimulieren synergistisch das pathologische Wachstum neuer Blutgefäße und den Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen. Die dadurch bedingte Ödembildung im Bereich der Makula ist die Ursache der zunehmenden Sehminderung. Zulassung für nAMD und DMÖ Der im September 2022 in Deutschland zugelassene und eingeführte, monoklonale bispezifische Antikörper Faricimab (Vabysmo®) ist indiziert zur Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit nAMD oder einer Visusbeeinträchtigung infolge eines DMÖ. Faricimab ist das erste bei nAMD und DMÖ zugelassene Medikament, das mit der Hemmung von VEGF-A und Ang-2 synergistisch zwei krankheitsauslösende Signalwege blockiert. Es ist zudem das erste Medikament mit zeitgleicher Zulassung in den beiden Indikationen. Die empfohlene Dosis von Faricimab beträgt 6 mg als intravitreale Injektion alle vier Wochen (monatlich) für die ersten vier Anwendungen. Zeigen die so behandelten Patientinnen und Patienten mit nAMD 20 und/oder 24 Wochen nach Einleiten der Therapie keine Krankheitsaktivität, kann die Verabreichung von Faricimab alle 16 Wochen erwogen werden. Die Möglichkeit eines derart langen Behandlungsintervalls unmittelbar nach der Aufsättigungsphase war zuvor durch keines der bei nAMD zugelassenen Medikamente gegeben. Bei Patientinnen und Patienten mit DMÖ kann das Intervall nach initial vier monatlichen Injektionen in Schritten von bis zu vier Wochen auf bis zu vier Monate verlängert werden, solange es keine Krankheitsaktivität gibt. Sehvermögen anhaltend gebessert Bei der Zulassung von Faricimab stützte sich die Europäische Kommission auf die Ergebnisse der Phase-III-Studien TENAYA und LUCERNE bei nAMD [1] sowie YOSEMITE und RHINE beim DMÖ [2] mit insgesamt 3.220 Patientinnen und Patienten. Ziel der Studien war der Nachweis der Nicht-Unterlegenheit von Faricimab gegenüber Aflibercept – einem in beiden Indikationen zugelassenen und etablierten VEGF-Inhibitor – in Bezug auf die Veränderung der bestkorrigierten Sehschärfe nach einem Jahr. Das Ziel wurde in allen vier Studien erreicht. Die im ersten Jahr erreichten Verbesserungen um durchschnittlich etwa elf Buchstaben auf der Lesetafel bei Patientinnen und Patienten mit nAMD und um etwa sechs Buchstaben bei jenen mit einem DMÖ blieben im zweiten Jahr stabil. Als Zeichen der Trocknung des Ödems konnte mittels optischer Kohärenztomographie eine anhaltende Reduktion der Netzhautdicke im Bereich der Makula dokumentiert werden. Bei den mit Faricimab behandelten Patientinnen und Patienten zeigte sich dabei schneller eine trockene Netzhaut als unter der Vergleichstherapie. Behandlungslast deutlich reduziert In Woche 48 der Studien TENAYA bzw. LUCERNE wurden 79,7 Prozent bzw. 77,8 Prozent der Patientinnen und Patienten mit nAMD in einem Intervall von 12 oder 16 Wochen behandelt. Bei rund 45 Prozent betrug das Behandlungsintervall 16 Wochen. Der Anteil der Patientinnen und Patienten mit einem 16-wöchigen Behandlungsintervall nahm bis zum Ende des zweiten Jahres noch zu: 59,0 Prozent in TENAYA und 66,9 Prozent in LUCERNE in Woche 112. Im Median benötigten drei von vier Patientinnen und Patienten im zweiten Jahr nur noch drei Injektionen. Von den mit Faricimab behandelten Patientinnen und Patienten mit einem DMÖ waren in Woche 48 der Studien YOSEMITE bzw. RHINE 73,8 Prozent bzw. 71,1 Prozent in einem Intervall von 12 oder 16 Wochen. 79 Prozent von ihnen konnten diese langen Intervalle im zweiten Jahr beibehalten (gepoolte Daten beider Studien). In Woche 96 waren 62,3 Prozent in einem 16-Wochen-Intervall und weitere 15,8 Prozent in einem Intervall von 12 Wochen. Verglichen mit den verfügbaren VEGF-Inhibitoren zur intravitrealen Injektion kann Faricimab die Behandlungslast der Patientinnen und Patienten mit nAMD und DMÖ somit deutlich reduzieren. Der Antikörper wurde gut vertragen; bei einer geringen Rate an intraokularen Entzündungen traten in den Studien über zwei Jahre keinerlei Fälle von retinaler Vaskulitis oder okklusiver retinaler Vaskulitis auf. (hma) Faricimab reduziert Gefäßneubildungen und -leckage Faricimab ist ein bispezifischer Antikörper, der gleichzeitig den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-A (VEGF-A) und Angiopoietin-2 (Ang-2) bindet. Im Rahmen der Pathogenese der neovaskulären (feuchten) altersabhängigen Makuladegeneration (nAMD) und des diabetischen Makulaödems (DMÖ) induzieren der VEGF-A und Ang-2 synergistisch krankhaftes Gefäßwachstum und eine Destabilisierung der Gefäße. Durch Ang-2 werden zusätzlich Entzündungsprozesse verstärkt. Durch die duale Hemmung werden Neovaskularisations- und Entzündungsprozesse sowie Gefäßleckagen synergistisch reduziert und die Gefäßstabilität wird wiederhergestellt. Nach intravitrealer Injektion von Faricimab zeigt sich ein rascher und anhaltender Rückgang der Flüssigkeit in den verschiedenen Kompartimenten der Netzhaut, der mit deutlichen Verbesserungen des Sehvermögens der Patientinnen und Patienten verbunden ist. Innovativer Global Player mit langjähriger Biotech-Kompetenz Branche: Der 1896 in Basel, Schweiz, gegründete Arzneimittel- und Diagnostikahersteller Roche zählt nicht nur zu den ganz großen Pharma-Playern, sondern auch zu den besonders innovativen. Frühzeitig hat der Konzern auf Biotechnologie gesetzt und vermarktet heute ein breites Portfolio therapeutischer Proteine, schwerpunktmäßig in der Onkologie. Als weitere Stärke des Unternehmens gilt die gezielte Verbindung von Therapeutika und Diagnostika, weshalb sich Roche als „Vorreiter in der personalisierten Medizin“ bezeichnet. In Deutschland unterhält der Konzern drei große Forschungs-, Produktions- und Vertriebsstandorte (Mannheim, Penzberg, Grenzach-Wyhlen). Die hiesige Belegschaft umfasst 18.000 Köpfe. Umsatz und Gewinn: 2022 wurden weltweit 63,3 Milliarden Franken erwirtschaftet. Daraus resultierten nach Steuern 13,5 Milliarden Franken Gewinn. In Deutschland erlöste das Geschäft mit Dritten zuletzt rund 2,7 Milliarden Euro. F&E-Ausgaben: Produktentwicklungen ließ sich Roche 2022 rund 16 Milliarden Franken kosten. Das meiste davon (14 Milliarden Franken) ging in die Pharmaforschung. Pipeline: In klinischen Projekten werden derzeit 85 neue Wirkstoffe getestet. 2023 stehen vor allem Zulassungserweiterungen für Risdiplam (Evrysdi®, gegen spinale Muskelatrophie) und das Hämophiliemedikament Emicizumab (Hemlibra®) auf dem Plan. Darüber hinaus werden Erstzulassungen einer subkutanen Version des PD-L1-Hemmers Atezolizumab (Tecentric®) erwartet sowie des bispezifischen Antikörpers Glofitamab (Columvi®) zur Behandlung aggressiver Lymphome. Letzterem erteilte die europäische Arzneimittelagentur EMA Ende April eine Zulassungsempfehlung, sodass mit einer Markteinführung in den kommenden Wochen zu rechnen ist. (cw) Quelle: ÄrzteZeitung

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