Erschienen in:
23.01.2024 | Neonatologie | Leitthema
Beatmung in der Neonatologie – Wie können Schäden vermieden werden?
verfasst von:
Prof. Dr. med. Egbert Herting, PhD, Alexander Humberg
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Respiratorische Erkrankungen wie das Atemnotsyndrom (RDS, „respiratory distress syndrome“), das schwere Mekoniumaspirationssyndrom oder ein Lungenversagen im Rahmen einer schweren pulmonalen oder systemischen Infektion sind bei Früh- und Neugeborenen mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität assoziiert. Die unreife, sich noch entwickelnde Lunge ist extrem anfällig in Bezug auf Schädigungen, z. B. „ventilator-induced lung injury“ (VILI) durch (zu) hohen Beatmungsdruck (Barotrauma), Überdehnung (Volutrauma) und den Wechsel von alveolärem Kollaps und Überblähung (Atelektrauma). Durch Entzündungszellen/-mediatoren kommt es zu einer weiteren Alveolarschädigung (Biotrauma). Auch die Anwendung von Sauerstoff trägt durch reaktive O2-Verbindungen zur Lungenschädigung bei. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie durch Maßnahmen wie pränatale Lungenreifung, minimal-invasives Handling, Unterstützung der Spontanatmung, z. B. durch nichtinvasive Surfactantverabreichung (LISA, „less invasive surfactant administration“) eine endotracheale Beatmung vermieden, hinausgeschoben oder verkürzt werden kann. Nichtinvasive Beatmungsformen wie CPAP („continuous positive airway pressure“) oder HFNC („high-flow nasal cannula“) spielen dabei eine Hauptrolle. Wenn dennoch beatmet werden muss, sollte auf eine „lungenschonende“ Strategie geachtet werden. Die Vermeidung von (zu) hohen Tidalvolumina, auch unter Inkaufnahme einer leichtgradigen respiratorischen Azidose (permissive Hyperkapnie), und der Einsatz moderner Beatmungstechniken (VGV, „volume guarantee ventilation“; HFOV, „high-frequency oscillatory ventilation“) sind dabei hilfreich. Gleich mit der endotrachealen Intubation stellt sich unmittelbar die Frage nach dem frühestmöglichen Zeitpunkt einer Entwöhnung („weaning“)/Extubation. Hier spielen u. a. der Einsatz von Koffein und eine nichtinvasive Beatmungsunterstützung (z. B. NIPPV, „nasal intermittent positive pressure ventilation“) eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Extubation.