Erschienen in:
01.03.2024 | Psychoanalyse | Editorial
Trauma
verfasst von:
Harald Kamm
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 1/2024
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Auszug
Diese Ausgabe hat als Schwerpunkt die Auseinandersetzung mit dem Thema „Trauma“. Das Konzept des Traumas hat in der Psychoanalyse eine wenig konsistente und ambivalente Verwendung erfahren. Die verheerenden Katastrophen im Kontext von Terror, Krieg, Shoah, rassischer und ethnischer Verfolgung, sozialer Gewalt, Gewalt in Familien, Misshandlung und sexuellem Missbrauch von Kindern bilden jedoch eine schreckliche intrusive Realität, die auch die Psychoanalyse in ihrer Theorie und Praxis herausfordert. Dieses Editorial ist nicht der geeignete Ort, um die komplexe Geschichte der psychoanalytischen Traumakonzeptionen zu rekapitulieren. Verwiesen sei hier auf die ausgezeichnete Darstellung in Bohleber (
2017). Einige jüngere Entwicklungen sollen dennoch kurz gestreift werden, da sie von großer Relevanz sind. So weisen Coates (
2018; Coates und Moore
1997) und Gaensbauer (
1995,
2014; Gaensbauer und Jordan
2009) darauf hin, dass Kleinkinder und Säuglinge auch im präverbalen Stadium sehr wohl in der Lage sind, traumatische Ereignisse in Erinnerung zu behalten, symbolisch zu repräsentieren und in Enactments zu inszenieren, sodass liebgewonnene Auffassungen der Gedächtnistheorie infrage zu stellen sind. Von gleichfalls großer Relevanz sind die sogenannten nichtrepäsentierten Zustände, die zunehmend in den Focus rücken. So wirft Nissen (
2021) die Frage auf: „Wie kann das, was nicht ist, da sein?“ Dass das, was verdrängt, abgespalten oder dissoziiert werden könnte, möglicherweise noch gar nicht entstanden ist? Dieser Frage geht u. a. auch Levine (
2021,
2023) nach. Die Beiträge dieses Heftes sollen einen Diskussionsbeitrag zu diesen Fragestellungen leisten. …