Erschienen in:
01.02.2022 | Originalarbeit
Das Phänomen des Verstummens und seine Bedeutung in einer adhäsiven Pseudo-Objekt-Übertragung
verfasst von:
Dipl.-Psych. Antje Günzel-Helmig
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 1/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Angeregt durch das mutistisch anmutende Verstummen eines Patienten in der Analyse befasst sich die Autorin in dieser Arbeit mit der psychodynamischen Bedeutung dieses Phänomens im Übertragungsgeschehen. Verstummen versteht sie hierbei – in Abgrenzung zum Phänomen des Schweigens – als Ausdruck einer strukturell frühen Abwehr gegen Unintegriertheit, infolge derer die sprachbezogene Kommunikation zusammenbricht. Die analytische Beziehung nimmt dadurch Züge einer adhäsiven Pseudo-Objekt-Beziehung an. Die Auseinandersetzung mit ihrer Gegenübertragung, in welcher ein Empfinden von Berührung intensivem Erleben von Bedeutungslosigkeit gegenüberstand, ermöglichte der Autorin, ihr Berührungsgefühl auch als Gegenübertragungswiderstand zu verstehen und sich der Wahrnehmung der sich vermittelnden namenlosen Angst zu öffnen. Begleitet von theoretischer Reflexion soll dieser Verstehensprozess hier nachgezeichnet werden. Ausgehend von ihrer Gegenübertragung beleuchtet die Autorin das Phänomen des Verstummens zunächst im Hinblick auf seine mögliche Funktion einer Zweithautbildung zur Abschirmung eines autistoiden Kerns, im Weiteren in seiner Auswirkung auf die analytische Beziehung, in welcher der Analytiker als „container“ und damit als dreidimensionales psychisches Objekt verworfen wird, und schließlich im Hinblick darauf, ob nicht gerade die Qualität des Verstummens dazu dienen kann, eine unsagbare, traumatisch abgespaltene Erfahrung von psychischer Nicht-Existenz zu kommunizieren. Betont wird die besondere Bedeutung des Containments der Gegenübertragung in der Analyse autistischer Übertragungen.