Zusammenfassung
Der Beitrag stellt auf der Grundlage von Hellfelddaten der Polizeilichen Kriminalstatistik und der Strafverfolgungsstatistik Abschätzungen der Auswirkungen der erwarteten demografischen Entwicklung auf Kriminalitätsumfang und -struktur im Hellfeld für Deutschland bis ins Jahr 2050 vor. Grundsätzliche Probleme und Grenzen prognostischer Abschätzungen des Kriminalitätsaufkommens werden angesprochen. Ausgehend von der altersspezifischen Deliktsstruktur und den altersabhängig unterschiedlichen Inzidenzraten werden von den absehbaren demografischen Veränderungen (Rückgang der Gesamtbevölkerung, insbesondere der überdurchschnittlich delinquenzbelasteten jüngeren Altersgruppen, Zunahme der Altersgruppen 60+) keineswegs nur triviale Effekte im Sinne eines Rückgangs des Kriminalitätsaufkommens („weniger Jugend – weniger Kriminalität – sicherere Gesellschaft“) erwartet: Insbesondere in der Gruppe der Senioren sind, geschlechts- und altersabhängig, einige nichttriviale Sonderentwicklungen gegenläufig zur erwarteten Abnahme der Tatverdächtigenzahlen insgesamt zu erwarten. Dazu gehören die Auswirkungen der altersspezifisch zunehmenden Selbst- wie auch Fremdgefährdung insbesondere im Straßenverkehr, bei der privaten Verfügung über Schusswaffen, bei modernen Formen der Betrugs- und Bereicherungsdelinquenz, bei Umwelt- und Brandstiftungsdelikten.