Erschienen in:
17.03.2022 | Knochendefekte | Leitthema
Transverse Kallusdistraktion
Neue Chancen für den Extremitätenerhalt?
verfasst von:
Dr. P. H. Thaller, MSc, J Fürmetz, W Böcker, C Ehrnthaller
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 4/2022
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Zusammenfassung
Die Kallusdistraktion (KD) ist eine Technik, die erfolgreich zur Behandlung von Beinlängendifferenzen und zur Rekonstruktion langstreckiger Knochendefekte angewandt werden kann. Im Zuge einer graduellen Distraktion der Knochenfragmente um ca. 1 mm/Tag kommt es zur Hypervaskularisierung und zum verstärkten Knochenheilungspotenzial (Wachstumsstimulus). Bisher kommt die KD fast ausschließlich longitudinal zur Anwendung, um neues, biologisch aktives Knochengewebe zu generieren. Chronische Wunden, Ulzera und Osteitiden gerade im Fußbereich stellen für den behandelnden Chirurgen immer wieder eine Herausforderung dar, da die Therapieformen langwierig, unsicher im Ausgang und mit möglichem Verlust der Extremität vergesellschaftet sind. Die transverse Kallusdistraktion (tKD) nutzt translational den Wachstumsstimulus der KD zur Behandlung von distal gelegenen, chronischen Wunden und führt dadurch zu einer Beschleunigung der Wundheilung. Am Ende der 5‑wöchigen Behandlung findet sich das weit proximal der chronischen Wunde gelegene, transvers distrahierte, Fragment wieder an seinem ursprünglichen Ort. Der biologische Stimulus wirkt lange nach – länger als die tKD selbst. Weitere Untersuchungen zu den Wirkmechanismen und Behandlungsergebnissen der tKD sind erforderlich. Sollten sich die bisherigen Ergebnisse bestätigen, kann die tKD zum „game changer“ werden und den Extremitätenerhalt bei einem großen Anteil bisher amputationswürdiger Befunde ermöglichen.