Erschienen in:
14.07.2023 | Berufspolitisches Forum
Was Chirurginnen sich wünschen!
verfasst von:
Josephine Berger-Groch, MD, Paula Beck, Susanna Ostendorf, Romina Maria Rösch
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 11/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Chirurgie hat ein Nachwuchsproblem. Die „Verweiblichung“ der Medizin wird immer wieder als Grund hierfür angeführt. Doch die Ursachen sind multifaktoriell. Ärztinnen des Vereins „Die Chirurginnen e. V.“ wollen für ihre Berufsgruppe begeistern und die Affinität zu einem chirurgischen Fach durch mehr Sichtbarkeit und die Vernetzung von Chirurginnen stärken. Ziel dieses Artikels ist es, die Ergebnisse einer Befragung unter Chirurginnen darzustellen und im Fokus des aktuellen Personalmangels zu diskutieren.
Methodik
Eine anonyme Online-Umfrage wurde im Oktober 2022 vereinsintern („Die Chirurginnen e. V.“) durchgeführt. Die Umfrage beinhaltete insgesamt 57 Fragen und gliederte sich in 7 Bereiche (demografische Daten, Fragen zu Wünschen im Berufsleben, im Privatleben, im Gesellschaftsleben, gegenüber den Berufsverbänden, der Politik und dem Verein). Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver Statistik (SPSS, Version 27, Chicago, IL, USA).
Ergebnisse
Insgesamt nahmen 358 Chirurginnen an der Umfrage teil. Dies entsprach einer Rücklaufquote von 25,5 % der Vereinsmitglieder (Stand 10/22: n = 1406). Das Durchschnittsalter lag bei 39,25 Jahren (±8,06; 25–65). Der Fachrichtung Orthopädie und Unfallchirurgie gehörten 37 % (n = 133) an und 26 % (n = 93) der Fachrichtung Viszeralchirurgie. Der Rest verteilte sich auf eine Vielzahl verschiedener chirurgischer Fachgebiete. 315 der 358 Teilnehmerinnen (88 %) gaben an, in einem Krankenhaus der akuten Krankenversorgung zu arbeiten. Der Wunsch nach Veränderung zeigte sich bevorzugt im Bereich der chirurgischen Weiterbildung, der Implementierung von Arbeitszeitmodellen und der Gestaltung des persönlichen Arbeitsalltages (OP-Zeit, administrative Aufgaben, Zeit für den Patienten, Bürokratie).
Diskussion
Wir benötigen engagierte Chirurginnen und Chirurgen, um dem bereits bestehenden Mangel an hochqualifizierten Mitarbeiter:innen entgegenzuwirken. Der Anteil an Studentinnen und Ärztinnen ist in den letzten Jahrzenten stetig angestiegen, sodass gerade ihre Bedürfnisse im Rahmen der Nachwuchsgewinnung berücksichtigt werden müssen. Das Missverhältnis zwischen Männern und Frauen in der Führungsebene (10:1) hat sich im Verhältnis jedoch noch kaum verändert. Für beide Geschlechter ist es nötig, dass sich alternative Arbeitsmodelle in der täglichen Praxis etablieren, um – durch eine gute Vereinbarkeit von Familie/Privatleben und Beruf für alle chirurgisch Tätigen – ein attraktives Berufsumfeld auch langfristig zu erhalten.